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Hispano Alemán Vizcaya
Comm. 365
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Im März 1970 kaufte der spanische Porsche-Importeur Werner Bernhard Heiderich (der sich in den USA Verne Ben Heiderich nannte; die in der bisherigen Literatur fast ausschließlich angegebene Schreibweise Heidrich ist nicht korrekt; 14.1.1935–18.6.2008) einen VW-Porsche 914/6 (Design: Porsche-Designer Heinrich Klie [Klodt 1989] auf der Basis eines Entwurfs der Gugelot Design GmbH, Neu-Ulm [Ludvigsen 1977, 2003, Long 1997], designverantwortlicher Prokurist: Hans Diener) mit Mittelmotor. Da er ihm zu hässlich war, wollte er ihn in Italien mit einer neuen Karosserie versehen lassen und überführte das Fahrzeug direkt bei der Abholung von Stuttgart nach Turin. Er versuchte es zunächst bei Giorgetto Giugiaro, der zu dieser Zeit jedoch zu beschäftigt war. Deshalb wandte sich Heiderich an Pietro Frua, der den Wagen nach seinen Wünschen neu karossierte. Der Wagen sollte so weit wie möglich wie der Mercedes-Benz C111 mit Wankelmotor aussehen, inklusive dessen Flügeltüren. Frua erfüllte Heiderichs Wünsche, ließ jedoch die Flügeltüren vermutlich auf Grund der technischen Schwierigkeiten weg, was Heiderich ärgerte. Um sicherzustellen, dass die Fahrleistungen dem Aussehen entsprachen, wurde der Motor in Turin von Heiderichs Mechaniker Antonio Santez unter Verwendung anderer Kolben und Pleuel (u.a. Teile des Porsche 906 Carrera 6) auf 2,4-Liter aufgebohrt und die Leistung auf 225 PS erhöht (Auto Motor und Sport, Heft 7, 1971; Christophorus, Heft 110, 1971; Heiderich, mündliche Mitteilung).
Das Fahrzeug wurde auf dem Genfer Salon im März 1971 ausgestellt. Dort sah der PR-Chef der VW-Porsche Vertriebsgesellschaft Fritz Huschke von Hanstein den Wagen und informierte telefonisch den Vorstandsvorsitzenden der Porsche KG, Ferry Porsche, der daraufhin extra nach Genf fuhr, um ihn sich zu anzusehen. Da er ihm sehr gefiel, stimmte er einer Teilelieferung an Heiderich für den Bau einer limitierten Kleinserie in Madrid zu (Heiderich, mündliche Mitteilung). Otto-Erich Filius, der Geschäftsführer der VW-Porsche Vertriebsgesellschaft, zeigte aber auch Interesse, den Wagen von Porsche in Stuttgart bauen zu lassen (Long 1997, Lichtenstein 2003), erhielt jedoch keine Zustimmung für seinen Vorschlag vom Vorstand der Porsche KG.
Werner B. Heiderich |
Pietro Frua |
Frua und Heiderich |
Heiderich mit Frau, Huschke von Hanstein und Ferry Porsche |
Heiderich hatte 200.000 DM für den Entwurf und Bau des Prototypen bezahlt. Frua war jedoch der Meinung, dass Heiderich nur das Ausstellungsfahrzeug, nicht aber die Nachbaurechte gehörten. In Folge des sich ergebenden Streits ließ Frua den Wagen nach dem Automobilsalon vom Schweizer Zoll beschlagnahmen. Der sich anschließende Rechtsstreit wurde erst 1976 in dritter Instanz von einem Turiner Gericht zu Gunsten von Heiderich entschieden. Da die Produktion des VW-Porsche 914 bereits Ende 1975 nach 118.927 gebauten Exemplaren (inkl. Sondermodelle; Long 1997) ausgelaufen war, blieb es bei dem Einzelstück.
1.3.1970 Abholung (R-Datum = Rechnungsdatum?) des Basisfahrzeuges Porsche
914/6 (US-Ausführung, C-Nummer 02)
Fahrgestellnummer 9140430980, Motornummer
6404584, Getriebenummer 7501004
Farbe: Zitronengelb (2910), innen: schwarzes
Kunstleder, Sitze mit Flechtnarbenprägung (11)
Ausstattung: US-Band-Radio
(Blaupunkt Frankfurt, M-Nummer 453)
1.3.1970 1. Besitzer Werner Bernhard Heiderich, Madrid (E)
6.7.1970 Zeichnung durch Pietro Frua. Die in seiner
Projektliste angegeben Zeichnungsnummer Dis. 866 zeigt jedoch tatsächlich das
1971 Momo Mirage Coupé (Comm. 368)
1970/1971
Bau der Karosserie im Studio Technico Pietro Frua
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11.–21.3.1971 Ausstellung auf dem Frua-Stand beim 41. Internationalen Automobilsalon in Genf gemeinsam mit dem BMW 2002 GT4 Coupé (II)
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21.3.1971 Beschlagnahme des Fahrzeuges durch den Schweizer Zoll
Fahrzeugstandort
beim Schweizer Zoll in Genf
4/1972 14. Salón Internacional del Automóvil de Barcelona (22.4.–2.5.1972): Interview von Werner B. Heiderich durch Polo Villaamil für die Zeitung Gaceta
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1976 Besitzer (wieder) Werner B. Heiderich (Automóviles Hispano-Alemán s.a., seit
1966 Porsche-Importeur für Spanien), Madrid (E)
Heiderich am Steuer seines Porsche 914/6 Hispano-Alemán |
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24.4.–4.5.1976 Ausstellung auf dem 18. Salón Internacional del Automóvil de Barcelona (E) unter der Bezeichnung Hispano Alemán Vizcaya gemeinsam mit dem Citroën SM Coupé (1972) und dem BMW 3.0 Si Coupé (1975); 8. Platz (Trofeo Delegacion Provincial de Sindicatos) beim XI. Festival de la Elegancia en el Automovil y Motocicleta
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23.4.–3.5.1977 Ausstellung auf dem 19. Salón Internacional del Automóvil, Barcelona (E)
197x Fahrzeug mit neuen Plaketten versehen: „Diseño: Ben Heiderich, Fabricacion:
Talleres [span. Werkstätten] Hispano-Aleman“
5/2002 Rätselfrage “Mystery Car Competition”
in Classic & Sports Car ( 21. Jahrgang, Heft 2, Mai 2002)
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28.10.2003 Fotos Norman E. Hawkes, Hessle (GB)
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30.10.2004 (km 4.749) Interview von Werner B. Heiderich durch Stefan Dierkes
und David Santamans
Fahrzeug ist seit 1977 nicht mehr gefahren und nicht
fahrbereit
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21.5.2008 Artikel in Porsche Fahrer (Dierkes 2008)
18.6.2008
Werner Bernhard Heiderich stirbt im Alter von 73 Jahren beim Absturz seines
Kunstflugzeuges Suchoi
SU-29 in Litauen (19.6.2008 CBC
News, The
Canadian Press, Piccione 2008)
18.6.2008 Besitzerin Mari Asun Ornilla de Heiderich,
Madrid (E)
11/2009 Artikel in Excellence (Proudfoot
2009):
“Mari Asun said ‘You asked what will happen to all of these cars. I suppose the answer is that I already have sold dozens of Ben’s cars. Maybe as the years pass, these will be sold as well – except that car.’ She meant the Hispano-Aleman, of course named the Viscaya honoring her native region of Spain, the place where they met. ‘That car, we will keep in the family forever, our daughter after me, because that was a really important car in Ben´s life.’”
[Quellen: Long 1997; Hawkes 2004; Werner B. Heiderich, mündliche Mitteilung am 16.1. und 30.10.2004, F.A. Porsche AG, sowie die im Text zitierten]
Basisfahrzeug |
VW-Porsche 914/6 |
Motor |
luftgekühlter, vor der Hinterachse liegender 6-Zylinder-Boxermotor(Mittelmotor) aus Leichtmetall, Trockensumpfschmierung, geschmiedete Kurbelwelle mit 8 Gleitlagern, zwei durch Zwischenwelle und je eine Duplex-Kette angetriebene obenliegende Nockenwellen, V-förmig hängende Ventile (ohv), zwei Dreifachvergaser (Weber) |
Bohrung x Hub |
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Hubraum |
2.400 cm³ (Serienmotor: 1.991 cm³) |
Leistung |
225 PS |
max. Drehmoment |
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Leistungsgewicht |
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Kraftübertragung |
5-Gang-Getriebe hinter der Hinterachse, Einscheibentrockenkupplung |
Vorderachse |
Querlenker unten, Längs-Federstäbe, Stabilisator?, Zahnstangenlenkung (ZF) mit Sicherheitslenksäule |
Hinterachse |
Schräglenker, Schraubenfedern, Stabilisator? |
Bremsen |
Zweikreis-Hydraulik, Scheibenbremsen vorn und hinten |
Karosserie |
Fahrgestellnummer 9140430980 selbstragende Ganzstahlkarosserie |
Länge x Breite x Höhe |
(Serienmodell: 3.985 x 1.650 x 1.240 mm), Radstand 2.450 mm |
Leergewicht |
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Höchstgeschwindigkeit |
ca. 230 km/h, Beschleunigung von 0–100 km/h: ca. 7 Sekunden |
Verbrauch |
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Bauzeit |
1971 |
Neupreis |
geplant: 35.000 DM (Basismodell: 20.000 DM); Prototyp: 200.000 DM |
Stückzahl |
1 |
Audi 100 S Mittelmotor-Coupé (1974)
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